"Country Nusic's latest overnight sensation" - so feiert man Buddy Jewell bereits in Nashville. Dabei ist der Mann aus Arkansas, bereits 42 Jahre alt, alles andere als ein Newcomer. Seit ewigen Jahren kämpft der hoch talentierte Sänger darum mit seiner geliebten Country-Musik eine Chance zu bekommen, hat nach eigenen Angaben in den letzten Jahren rund 5000 (!) Demos besungen - unverständlicherweise weitgehend vergebens. Lediglich zu zwei, nicht mehr erhältlichen, in Eigenregie fertig gestellten Alben, die über MP3 eine recht große Resonanz erfuhren, hat es gereicht. Doch dann kam der "Nashville Star"-Contest, ein Live-Country-Sänger-Wettbewerb des US-Fernsehsenders "USA Network", den Buddy Jewell, unter 8000 Bewerbern, prompt gewann. Und schon stand er im Rampenlicht! Plötzlich war er wer - hat man seine großen Talente erkannt. Klar, daß nun auch das entsprechende Majorlabel-Debut, übrigens produziert von Clint Black, nicht lange auf sich warten ließ! Schade nur, daß es so lange gedauert hat, bis sich Buddy einem größeren Publikum präsentieren konnte, denn seine Klasse ist tatsächlich unbestreitbar! Buddy Jewell hat eine großartige, kräftige, klare Baritone-Bass-Stimme, strahlt eine, und das ist bei Nashville-Künstlern ja nicht immer so, immense Natürlichkeit und einen angenehm zurückhaltenden Charme aus. Und was er macht, ist richtig "country"! Moderner Nashville Mainstream-Country, tief in den Traditionen verwurzelt. Aufgeblähte PopAttitüden sucht man vergebens! Hier geht's, textlich und musikalisch, nur um Country, den Jewell knackig, peppig und immer mit der nötigen, so wichtigen, Frische präsentiert. Knackig, kräftig und locker zugleich! Zuweilen ist ein wunderbarer Southern-Twang spürbar! Weitestgehend könnte man seine Musik als eine Synthese aus Elementen des frühen Tim McGraw, Kenny Chesney, Keith Urban, Brooks & Dunn, Blake Shelton, Montgomery Gentry, Merle Haggard und natürlich auch Clint Black bezeichnen, das ist die Schiene, auf die er zielt. Und es gelingt ihm prächtig! Wie schrieb ein amerikanischer Kritiker: "Sogar routiniert wirkenden Songs scheint er mit seiner Stimme Flügel zu verleihen". So interpretiert er zum Beispiel, in einem schönen Duett mit Miranda Lambert, ebnefalls eine "Nashville Star"-Finalistin, überaus überzeugend den alten Merle Haggard-Klassiker "Today I started loving you again". Country-Geschichte hat er auch gleich geschrieben: Die erste Single, das von ihm selbst komponierte "Help pour out the rain" ist der höchste Chart-Neueinstieg eines Newcomers seit 11 Jahren, als Wynonna mit "She is his only need" debutierte. Der Song ist eine wunderbar relaxte, flockige, aus schöner Fiddle, Steel, Piano, Mundharmonika und sauberen Gitarren instrumentierte, dennoch schön flotte, New Country-Nummer voller Frische. Noch ein paar Songbeispiele: Der Opener "I wanna thank everyone" ist ein, von einer prima Melodie geprägter, leicht angerockter, kräftiger, riffiger Shuffle-Country mit satter E-Gitarre (inklusive herzhaftem Solo), feiner Steel, klasse Fiddle, klimperndem Piano und einem ordentlichen Schuß Southern- /Outlaw-Flair. Oder "Sweet Southern comfort": Tolle, entspannte, aber dennoch kräftig gespielte Midtempo-Nummer, durchzogen von einer angenehmen Banjo-Begleitung, wieder, unter Einbeziehung einer herrlichen Mundharmonika (auch mit einem tollen, quirligen Solo) und einer wunderbaren Steel, sehr frisch wirkend, mit einer Menge Dixie- und Southern-Soul! Klasse auch die knackige, schwungvolle Uptempo-Nummer "Abilene on her mind", (schönes Banjo, Steel und peppige Baritone E-Gitarre), der rasante, von Clint Black geschriebene Country-Ritt "I can get by" mit ungeheurem Drive, das irisch angehauchte "O'Reilly luck", und die großartige Ballade "You know how women are". Offenbar haben solche Fernseh-Wettbewerbe manchmal auch etwas gutes, nämlich dann, wenn "alte Hasen", deren großes Talent bislang verkannt wurde, dadurch plötzlich "entdeckt" werden. Wie im Falle Buddy Jewell! Ein äußerst sympathisch wirkender Performer, dem wir den Erfolg gönnen. Er hat lange dafür gearbeitet. Klasse Album!
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